Nicht nur irgendein Jubiläum jährte sich am 03.09. zum 100. Mal, sondern dies der Freiwilligen Feuerwehr Lochau. Ich freue mich sehr, dass eine Vielzahl an Ehrengästen und Einwohnern der Einladung zur Festveranstaltung 2022 gefolgt sind. Allen voran ist hier natürlich unser Ministerpräsident Dr. Rainer Haseloff (CDU) genannt. Eine solche Ehrerbietung ist nicht selbstverständlich und eine große Würdigung für die Leistungen unserer Feuerwehr. Auch viele weitere Ehrengäste waren in Lochau anwesend. Darunter unser Landrat Hartmut Handschak, Frank Bommersbach (Mitglied des Landtages Sachsen-Anhalt), Andrej Haufe (Vorsitzender Kreistag), Michael Jahn (Kreisbrandmeister) und unser Bürgermeister Torsten Ringling. Man möge mir verzeihen, dass meine Auflistung nicht vollständig ist.

 

Bereits am Vormittag ging der Festumzug lautstark durch unseren Ort. Schön, dass so viele Feuerwehren aus dem Umkreis den Weg nach Lochau gefunden haben. Viele Einwohner verfolgten das Treiben vom Bürgersteig aus und folgten den Kameraden anschließend zum Festplatz. Nach den ersten Worten kam auch gleich Dr. Haseloff ans Mikrofon, um seine Glückwünsche zu überbringen und fand – nicht nur aus meiner Sicht – die richtigen Worte für diesen besonderen Anlass. Viele weitere Gratulanten haben sich ihm angeschlossen und Präsente hinterlassen. Für den Ortschaftsrat durfte ich einige Gastgeschenke verteilen und die Kameraden Ingo Hermann, Michael Rathke, Mario Gomm, Eike Waage, Andrea Kaiser, Nadine Hermann, Michael Pille und Frank Werner für die langjährige und aufopferungsvolle Mitgliedschaft nochmal persönlich auszeichnen. Verdient haben diese Anerkennung aber eigentlich alle Mitglieder, die nicht zuletzt jeden Tag für uns und unsere Sicherheit einstehen.

 

Der Tag wurde mit viel Liebe zum Detail und der tollen Hilfe vom Lochauer Faschingsclub e.V., dem Förderverein St. Annen-Kirche Lochau e.V. und dem Förderverein Lochau e.V. würdig und im passenden Rahmen durch unsere Feuerwehr gestaltet.

 

Auch Michael Arlet (stellv. Ortsbürgermeister) hat hinsichtlich der Organisation der Beteiligung der politischen Ehrengäste sicher die ein oder andere Schweißperle auf der Stirn gehabt. Ich möchte Dir für die Organisation hier nochmal persönlich danken.

 

Die Festrede, die ich durch die vielen persönlichen „Gespräche vielleicht mit „etwas schwerer Zunge“ gehalten habe, möchte ich hier zudem nochmal (gekürzt) als Lesefassung abdrucken.:

 

Unsere örtliche Feuerwehr kann heute auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Wenn eine solch segensreiche Einrichtung ihr Jubiläum in einem feierlichen Rahmen begeht, dann ist es auch für mich (als Ortsbürgermeister) eine Selbstverständlichkeit, herzliche Glückwünsche des Ortschaftsrates zu überbringen.

 

Denn wir alle freuen uns mit Euch über dieses schöne und stolze Jubiläum, das weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus Beachtung findet.

 

Als sich am 14.01.1922 die Herren des Gemeinderates unter der Leitung des damaligen Gemeindevorstehers, Albert Schumann, in Lochau in der Gaststätte zusammenfanden, um die Freiwillige Feuerwehr Lochau aus der Taufe zu heben, war das bildlich gesprochen – ich zitiere den Text von der Homepage unserer Feuerwehr - schon „die Zweitgeburt“.

 

Es ist überliefert, dass bereits im Jahre 1867 Lochau eine pferdgezogene Handdruckspritze der „Händelschen Spritzenfabrik zu Dresden“ besaß. Sie kostete 373 Reichstaler, wovon die Gemeinde 273, die Landesfeuerkasse 75 und der Rittergutsbesitzer Zimmermann 25 Reichstaler zusteuerten.

 

Zu dieser Zeit spielte sich das Leben der Familien meistens zu Hause ab, wo die Frauen und Kinder mit der Verrichtung häuslicher Arbeiten und der Versorgung des Viehs beschäftigt waren, während die Mannsbilder gern ihre knappe Freizeit im Gasthaus verbrachten, in den Vereinen ihren Interessen nachgingen oder bei der Feuerwehr das Löschen übten.

 

An dieser Stelle könnte man nun sicher stundenlang aus der Geschichte berichten:

 

- etwa, dass 1924 zu einem Löscheinsatz in den Ammendorfer Waggonbauwerken

die Lochauer Wehr mit 2 Pferdefuhrwerken ausrückte und „nur“ 46 Minuten bis

zur Herstellung der Einsatzbereitschaft benötigte. Dafür bekam sie 50 Goldmark.

 

oder

- darüber, dass im Jahr 1953 das Feuerwehrauto vom Typ „Huddson Essex“ des

Baujahres1927 nur noch mangelhaft funktionstüchtig war

 

oder

- darüber, dass 1963/64 der Umbau der ehemaligen Schumannschen Scheune zu

einem Feuerwehrgebäude stattfand, da für ein neues Gebäude kein Geld da war

oder

 

- über den beispiellosen Hochwassereinsatz 2013 in unserem Nachbarort Döllnitz.

 

100 Jahre Feuerwehr, das ist nicht nur ein zahlenmäßiges Jubiläum.

Das bedeutet über viele Jahrzehnte ernste und verantwortungsbewusste Arbeit, Einsatz und stete Bereitschaft im Dienst für den Nächsten und - das freut mich als Ortbürgermeister ganz besonders - Jahrzehnte guter und erfolgreicher Zusammenarbeit mit den gewählten Vertretern und der Verwaltung zum Schutze und zur Sicherheit unserer Bürger.

 

Und dafür, liebe Kameraden, möchte ich Euch heute ein herzliches Wort des Dankes sagen.

 

Gerade in unserer heutigen Zeit, in der das liebe „ICH“ und das materielle Wohl im Vordergrund stehen, muss einmal darüber gesprochen werden.

Denn während viele unserer Mitbürger abseits stehen, vor dem Fernsehapparat oder dem Computer sitzen und alle ihre großen und kleinen persönlichen Sorgen und Kümmernisse überbewerten, halten Sie sich zum steten Einsatz für die Gemeinschaft bereit und setzen sogar Ihr Leben und Ihre Gesundheit aufs Spiel, um anderen zu helfen.

 

Dieser vorbildliche Dienst in der Gemeinschaft möge für viele Ansporn und gleichzeitig auch Mahnung sein.

Ich wünsche mir, dass dieses Helfen-Wollen und Helfen-Können auch in Zukunft lebendig bleibt.

Bleibt eine starke und einsatzbereite Wehr, erhaltet Euch die Kameradschaft in Euren Reihen und ermüdet nicht in Eurem verantwortungsvollen und auch gefahrvollen Dienst!

 

Mit dieser Zuversicht im Herzen, möchte ich meine Rede beenden.

Denn jedem Feuerwehrmann ist bekannt, dass man mit langem und vielem Reden keinen Brand löscht. Aber mit vielem Reden kann man die frohe und heitere Stimmung auslöschen. Und das möchte ich nicht.

 

Als Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat hoffe und wünsche ich, dass wir auch in Zukunft im Dienst und zum Schutz der Allgemeinheit zusammenarbeiten und zusammenstehen werden.