Die Weiße Elster war im letzten Jahrhundert noch ein sehr naturnaher Fluss. Überschwemmungen in der Auenregion waren ein natürlicher Prozess der Jahreszeiten. Zwischen den Jahren 1959 und 1970 wurde das Flussbett der Weißen Elster jedoch weiträumig neu verlegt. Bereits 1831/32 entstand in Leipzig eine "Art" Wasserrinne, die der schnellen Hochwasserabführung dienen sollte. Direkte Auswirkungen auf unsere Region blieben hier jedoch aus. Sowohl Luppe als auch Elster behielten ihr natürliches Flussbett. 1934 ging man nun jedoch einen Schritt weiter und eine breite Flutrinne wurde oberhalb von Hoburg-Maßlau errichtet, war regulär jedoch nicht wasserführend. Die Elster war von er Maßnahme weitgehend unberührt. Die Luppe erhielt durch die Flutrinne eine Regulierung, welche nur im Hochwasserfall genutzt wurde und so das Wasser schnell von Leipzig wegleitet.
Der nahe Tagebau mit seiner (minderwertigen) Braunkohle veränderte zu DDR-Zeiten die Landschaft prägnant. Zur Vorbereitung des Abbaus musste die ganze Region und die Aue trockengelegt werden. Dies konnte nur durch die vollständige Eindeichung der Elster geschehen. Die hohen Dämme bieten seitdem einen Schutz gegen das Hochwasser, haben aber die Entwässerungssysteme zerstört, welche die Region bisher durchzogen. Die Luppe wurde in Folge dessen bei Schkeuditz mit der Elster "vereinigt". Die bisherige Luppe wurde zum Altarm "degradiert" und über ein Auslassbauwerk reguliert, welches nur noch wenig bzw. seit der 1990 (?) gar kein Wasser mehr in den Fluss ablässt. Die "Alt"-Luppe ist seitdem nur noch ein Rinnsal. Die Weiße Elster hat es jedoch noch "schwerer". Der alte Flußlauf liegt weitgehend brach und ist mit Grundwasser gefüllt. Einige Stellen wurden jedoch auch verfüllt oder überbaut.
Der Tagebau hatte neben der Umweltzerstörung auch die erhebliche Absenkung des Grundwassers zur Folge. Als nach 1990 die Kohleförderung beendet wurde, stieg dieses natürlich wieder sukzessive an. Die Deiche bieten zwar nun Schutz vor dem Hochwasser, nicht jedoch vor dem ebenfalls gestiegenen Grundwasser, das durch die zerstörten Entwässerungssysteme (durch die Eindeichung) nicht in den Fluss rückgeführt werden kann.
Die Folgen des Deiches sind besonders für die Ortsteile im Osten von Halle (Ammendorf, Osendorf, etc.), sowie Kollenybey verheerend. Sind bis Döllnitz die Orte noch geschützt, so wird dem Wasser ab Döllnitz wieder mehr Platz gelassen und es breitet sich folglich in der Aue aus. Würde man zwischen Ermlitz und Döllnitz die Deiche öffnen, sowie das Flussbett teilweise rückverlegen und damit die Fließgeschwindigkeit reduzieren, wäre eine Reduzierung der Hochwasserschäden möglich. An Stellen an denen eine Deichöffnung und Rückverlegung der Elster nicht möglich ist, könnte dieser weiterhin als Schutz erhalten bleiben. Der Fluss könnte sich in Richtung Wallendorf und Raßnitzer See ausbreiten und die Auen unter Wasser setzen, so wie dies schon Jahrhunderte vorher der Fall war.
Die folgenden Bilder sind im Februar 2018 entstanden. Es werden Aufnahmen bei der Ausbaggerung des "Mahlbusens", also des Elsterrestes in Lochau gezeigt. Im April gab der Bürgermeister dazu folgendes bekannt:
Die Unterhaltungsarbeiten am Schöpfwerk Lochau mit der Grundräumung des Mahlbusens wurden in diesem Jahr begonnen und sind nun im vollen Gange. Zuständig dafür ist der LHW Sachsen-Anhalt. Die Bauüberwachung wird von der Firma PROWA Ingenieure Halle durchgeführt.
Folgende Informationen zum Stand der Arbeiten möchte ich Ihnen gern geben:
Quellenangaben:
1. Die Gewässer der Aue - von der Entstehung bis zur Gegenwart Seite 15 - 25 in Au(g)enblicke Herausg.: Dr. Stadermann/AK Döllnitz, 2010)
2. Saale-Elster-Kurier, 2/2011, Seite 14, Dr. H. Ackermann, Heimatverein Burgliebenau
3. Die Gewässer der Aue - von der Entstehung bis zur Gegenwart Seite 15 - 25 in Au(g)enblicke Herausg.: Dr. Stadermann/AK Döllnitz, 2010)