Wesenitzer Mühlenwerke

 

Die Mühlenwerke waren bis zur Elsterverlegung ein Ensemble aus mehreren Gebäuden. Dazu gehörten die alte Wassermühle, ein Nebengebäude und die die große Mühle, welche auch heute noch vorhanden ist. Der Komplex (außer die große Mühle) lagen auf einer "Insel" welche durch den Mühlgraben und die Weiße Elster begrenzt wurden (wie heute noch in z.B. Döllnitz). Eine Brücke verband links der großen Mühle die Insel mit dem Ort. Die Insel beherbergte einen großen, schönen Garten mit zahlreichen Nutzbäumen.

 

Zur DDR-Zeiten verfiel der Komplex jedoch stark. Die ehemaligen Besitzer (Familie Staffelstein, danach Familie Pfautsch) wurden enteignet und der Betrieb als "VEB" weitergeführt. Da in den 1960er Jahren die Weiße Elster ihr Flußbett verlor und die Wassermühle damit nicht mehr entsprechend genutzt werden konnte, wurde diese inkl. vieler Nebengebäude abgerissen. Die große Mühle blieb jedoch erhalten und wurde weiter zur Futtermittelgewinnung genutzt. Dazu wurden unter anderem auch Silos und eine große Lagerhalle errichtet.

 

Weitere Details können dem Auszug der Lochauer Chronik (siehe Download) entnommen werden. Die vollständige Chronik befindet sich in Überarbeitung.

 

Download
Chronik der Wesenitzer Mühle
Das Dokument ist Teil der unveröffentlichten Neufassung der Lochauer Chronik (Stand: 2020)
Chronik Mühle Auszug.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.8 MB

Auf der ehemaligen Insel wurden mehrere Bungalows gebaut, welche u.a. als Unterkunft für eine ansässige Fahrschule der Kampfgruppen (?) diente. Die gesamte Insel wurde mit Gräben durchzogen, wohl auch um Übungen durchzuführen. Nach der deutschen Wiedervereinigung erhielt der ehemalige Besitzer Pfautsch den Komplex zurück. Die Bungalows und Gräben sind einer Pferdekoppel und einem Reitplatz gewichen. Hintergebäude beinhalten nunmehr Stallungen für Pferde. 

 


Die große Mühle verfällt jedoch weiter, da die Nutzung seit 1990 still steht. Glücklicherweise scheint das Dach relativ dicht zu sein, sodass die Holzeinrichtung weitestgehend vor dem Verfall geschützt ist und eine Sanierung/Rettung, in welcher Form auch immer, möglich scheint.

Am 29.01.2021 haben wir zu den Luftbildaufnahmen der Wesenitzer Mühlenwerke folgenden Hinweis, von einer Nachfahrin der Familie Pfautsch bekommen: "Mir war schon immer klar, dass die Bilder vor dem 2. Weltkrieg gemacht worden sind- das Haus Mühlenstraße 7 fehlt noch. Dieses ist vor dem Krieg gebaut worden. Jetzt habe ich eine dieser Aufnahmen, die als Postkarte verschickt worden ist, gefunden. Das Datum des Poststempels ist noch deutlich zu erkennen: 01.10.1933. Damit ist der Zeitraum der Aufnahmen doch genauer definiert."

Im April 2018 trat ein Angehöriger der ehemaligen Mühlenbesitzer, Familie Staffelstein, an uns heran und übergab uns Scans der nachfolgenden Fotos des Mühlengeländes. Vielen Herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle. Die Fotos kannten wir nicht und haben uns sehr begeistert. Die Fotos müssten zwischen 1900 - 1928 aufgenommen wurden sein.

 

Am 01.02.2021 konnte die weiter oben genannte Nachfahrin der Familie Pfautsch das Datum der Aufnahmen präzisieren. So sollen die Fotos in etwa aus dem Jahre 1918 stammen.

Update 06.02 2021: Es geht weiter! So hat uns eine Nachfahrin der Familie Pfautsch, weitere tolle Bilder von Wesenitz und dem Mühlengelände zur Verfügung gestellt. Folgende Anmerkungen hat sie zudem noch mitgeteilt:

 

Auf der Rückseite der "Neuen" Mühle befand sich ein Turbinenhaus. Dort wurde auch mit Wasserkraft der Strom für die Mühle und das gesamte Anwesen erzeugt- nach meiner Erinnerung mit 110 V. 

Update 29. Juli 2021:

Uns wurden weitere Bilder zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.

Update 27.02.2024

Am 06. Februar berichtete die Mitteldeutsche Zeitung über etwas, was der ein oder andere Interessierte vielleicht bereits wahrgenommen hatte: An der Mühle tut sich was. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude war bis zuletzt in einem bedauernswerten Zustand. Nur das noch (relativ) intakte Dach bewahrte das Gebäude vor einem ähnlich schlimmen Zerfall, wie es der Mühle in Döllnitz leider ergangen ist. Seit Ende der 1980 Jahre stand das zuletzt als „LPG Mischfutterwerk SOZIALISMUS Lochau/Saalkreis“ genutzte Gebäude leer. Mit seinen fünf Etagen ist und war es, neben der Kirche, das höchste Gebäude in unserem Ort und vor allem vom Elsterdamm mit seiner Klinkerfassade ein Blickfang bei jedem Fußgänger und Radfahrer. Doch die Zeit hatte ihre Narben hinterlassen.

 

Unmengen an Müll im Erdgeschoss, herausgesägte Balken, tiefe Risse im Mauerwerk und ein immer löchrigeres Dach hätten diesem Denkmal bald ein Ende gesetzt. Der ehemalige Mühlenbesitzer Dietrich Pfautsch, welcher zur DDR-Zeiten enteignet und dem nach der Wende große Teile rückübertragen wurden, träumte stehts von einer neuen Nutzung für dieses geschichtsträchtige Objekt. Er verstarb nur zwei Wochen bevor die neuen Eigentümer und jetzigen Investoren das Gebäude übernommen haben im hohen Alter im Kreise seiner Familie. Doch was ist nun geplant und was bedeutet dies für unseren Ort? Zu allererst erhalten wir ein Stück Geschichte, denn die Mühlenwerk Wesenitz sind eng mit der Geschichte unseres Ortes verbunden. Das Bild des dortigen Ensembles hat sich oft gewandelt – insbesondere durch die Kanalisierung der Weißen Elster und der Zuschüttung des direkt angrenzenden Mühlgrabens, sowie durch den Bau der riesigen Getreidehalle mit Betonschalenelementen. Auch der Mühlenkontor wurde zum Wohnheim (später Wohnhaus) unter Aufgabe der alten Struktur und ohne Rücksicht auf das historische Erbe. Geblieben ist die Mühle, die künftig frisch saniert mit Balkonen und zusätzlichen Maisonettewohnungen 15 Familien eine Bleibe in unserem Ort bieten wird. Der Ortschaftsrat wünscht den Investoren Daniel Schnabel sowie Philipp und Carina Stahl ein gutes Gelingen für die aktuellen und bevorstehenden Aufgaben und bietet, im Rahmen der Möglichkeiten, selbstverständlich die Zusammenarbeit an.