Am Seniorendomizil Lochau in eine Straßenbahn der HAVAG oder LVB steigen und nach Halle oder Leipzig fahren? Ein reizvoller Gedanken, der nur knapp gescheitert ist. Planung die beiden Städte mit einem attraktiven öffentlichen Personennahverkehr zu verbinden, gab es bereits seit 1893. Damals wurde eine Straßenbahnstrecke von Ammendorf über die Dörfer der Elsteraue bis nach Schkeuditz geplant.
Erste Projektskizzen aus dem Jahr 1893 existieren noch. Eine Hallesche Zeitungsnotiz vom 18. Januar 1899 erläutert die Sache genauer: „Der Bau der Elsterthal-Kleinbahn, welche bereits beschlossene Sache ist, zögert sich über Gebühr hin (…) und soll ihren Weg über Böllberg, Ammendorf, Radewell, Döllnitz und Burgliebenau nach Schkeuditz nehmen.“ Realisiert wurde hier jedoch nichts.
1919, kurz nach dem 1. Weltkrieg, in einer Zeit in der viele neue Bahnprojekte in Angriff genommen wurden, versuchte man das Projekt erneut anzuschieben. Die MÜBAG (Merseburger Überlandbahn AG), Betreiber der Straßenbahn nach Bad Dürrenberg (heutige Linie 5) und der Strecke ins Geiseltal (zu DDR Zeiten stillgelegt und abgebaut) hatte vor, eine 18,3 km lange Zweigstrecke von Ammendorf, über Döllnitz, Radewell und Wehlitz bis nach Schkeuditz zu bauen. Durch die Inflation in den 1920er Jahren ruhte die Planung vorerst. Die Strecke sollte in Meterspur (wie in Halle und Merseburg) ausgeführt werden. Dabei sollte bedacht werden, dass eine Verbindung zum Leipziger-Netz aufgrund der unterschiedlichen Spurweiten nicht ohne weiteres möglich gewesen wäre, da die Bahnen dort auf Normalspur fahren.
1924 wurde erneut Gespräche geführt. Dabei wurden bereits Fragen bis hin zum Tarif erörtert. Auch die LAAG (Leipziger Außenbahn AG) hatte ein Interesse an der Realisierung der Strecke. 1927 reichte die MÜBAG schließlich den Konzessionsgesuch in Merseburg ein. Die Pläne wurden öffentlich ausgelegt. Es gab zwar einige Einsprüche gegen das Projekt, jedoch hat erst die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 das Projekt endgültig beendet. Zur damaligen Zeit wurde sogar bereits Gleisbaumaterial angeschafft, welches letztlich aber zum Ausbau bestehender Strecken genutzt wurde.
Die Strecke wäre sicherlich nicht direkt durch Lochau gelegt wurden und hätte dieses wohl nur am Rande berührt. Der Auewald hätte Routenoptionen geboten, insbesondere durch das damals noch fehlenden Hochflutbett der Weißen Elster, wäre eine Führung im Tal der Elsteraue möglich und realisierbar gewesen.
Ob es nun Gut oder Schlecht ist, dass es so nie gekommen ist, mag jeder selber beurteilen. Ob die Strecke, sofern sie gebaut wurden wäre, heute noch bestand hätte, ist ebenfalls fraglich. Möglich das spätestens mit der Braunkohleförderung und den damit einhergehenden landschaftlichen Veränderungen die Betriebseinstellung analog zu der o.g. Strecke ins Geiseltal erfolgt wäre.
Hinweis: Die Informationen stammen hauptsächlich aus der Festschrift „100 Jahre Straßenbahn-Depot Schkeuditz“ von 2009 der IG Modellbahn Schkeuditz e.V. und AG „Historische Nahverkehrsmittel Leipzig e.V.“